Michael Habighorst hat in seinem Leben am eigenen Leib erfahren, wie Selbstüberschätzung und ein Mangel der Einordnung der eigenen Persönlichkeit in die Gemeinschaft sich negativ auf das eigene Schaffen und Streben auswirken kann. Durch sein intensives Studium der Unternehmenskultur von Toyota und der Anwendung dieser Prinzipien als Berater für große Projekte konnte er diese Erkenntnisse des "Lean Management" auch praktisch in die Welt tragen und bei O'Reilly nun auch in ein Buch mit dem Titel "Auf die schlanke Tour - So werden Unternehmen lean und agil" übersetzen. Im Gespräch mit Tim Pritlove berichtet er von seinen Erfahrungen und Erkenntnissen und führt uns selbst auf eine schlanke Tour durch seine Themenwelt.
Die Sendung ist ein interessanter Einblick, aber sie lässt mich auch etwas irritiert zurück. Takeda kenne ich nicht als Erfinder und Entwickler des Toyota-Produktionssystems, sondern Taiichi Ohno (auch wenn einzelne Bestandteile schon zuvor von den Toyota-Gründern entwickelt wurden) Takeda kannte ich noch gar nicht.
In der deutschen Autoindustrie kam es zuerst bei Opel zum Einsatz nicht bei Porsche. Das mag man vielleicht nicht ganz glauben, gerade weil Opel in den 90er auch große Qualitätsmängel hatte.
Zufügen möchte ich auch noch, wie es zu diesem Produktionssystem kam und welche Wirkung es hatte. Gründe für die Entwicklung hin zu diesem System waren vor allem die Rohstoffknappheit und die Isolation Japans (vor 1945). Der „Toyotismus“ wurde später aber – besser bekannt als Postfordismus – nicht nur zu einem generellen wirtschaftlichen Modell, sondern auch zu einem gesellschaftlichen Modell um die kapitalistische Akkumulation des Westens im Gesamten abzusichern.
Ganz interessant finde ich auch noch, dass das System eigentlich Respekt vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und deren Eigenverantwortung betont. Es gibt jedoch auch die Kritik, dass es in Wirklichkeit auf knallharter Kontrolle, massiver Autorität und Gehorsam beruht.
Hi Tim, hochinteressanter Podcast! Ein kleiner Hinweis: hier auf der Webseite hast du überall das „O’REILLY“-Logo aktualisiert, in den Coverbildern in den Audiofiles ist noch das alte drin. ;)
Sehr interessantes Gespräch mit Michael Habighorst. Im beruflichen Umfeld bin ich schon des Öfteren über den Begrif Lean Management gestolpert. Wie bei vielen dieser Buzzwords machen sich die meisten Leute die den Begriff benutzen nicht die Mühe zu erklären, was er bedeutet und warum sie Lean Management einsetzen. Mit entsprechender Skepsis bin ich in das Hören des Podcasts gestartet.
Mein Vorurteil wurde aber in keiner Weise von Michael Habighorst bestätigt, vielmehr gewann ich den Eindruck, dass er tief in die Hintergründe eingestiegen ist und das Prinzip verinnerlicht hat. Ich selbst habe viel dazulernen können und kann jetzt mit dem abstrakten Begriff und ein vielleicht nich idealen Übersetzung japanischer Begriffe ins Englische jetzt vielmehr anfangen.
Ich habe das Buch gekauft, gelesen und an junge Kollegen weitergegeben.
Vor dem „Lean Management“-Buch habe ich das Buch „Ihr kriegt den Arsch nicht hoch – Über eine Elite ohne Ambition“ von Evi Hartmann gelesen, was sehr gut die Situation im Arbeitsleben eines deutschen Großkonzerns im Jahr 2019 beschreibt. Wenn ich in diesem Umfeld „Lean Management“ als Teamarbeit mit viel Eigenverantwortung ansetzen will, wird es allerdings schwierig sobald mehr als die Hälfte des Teams aus den dort beschriebenen Elitisten besteht.